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rebecca928

#10 | Living the Carribean Life – Geburtstagwoche(nende) auf Marie-Galante

Aktualisiert: 30. März 2024

Pointe-à-Pitre, Marie-Galante, Plage de Petite Anse

Februar & März 2024


Nach zwei Nächten im Hafen von Pointe-à-Pitre ist es dann schließlich so weit. Abschied nehmen von der Tarpan.

Das fällt schwer.

Einen Monat lang habe ich sie mein Zuhause genannt, sicher hat sie uns alle über den großen Teich getragen. »Es fühlt sich so an, wie eine Familie zu verlassen!«, klagt Rico, als wir unser Gepäck vorsichtig über die Lücke zwischen Boot und Steg nach draußen bugsieren. Ich nicke und lasse meinen Blick noch einmal wehmütig über das Cockpit schweifen. Ach Tarpan, denke ich. Du warst einfach ein Glücksgriff.


Am gestrigen Tag wurde fleißig geputzt, gewaschen, aufgeräumt. Erstaunlich, wie nötig das ist, trotzdem für 18 Tage kein Dreck von außen dazu gekommen ist. Aber das kennt man ja schon von Zuhause – eine Küche kann auch ohne Zutun und ohne Schuldige aus dem Nichts wieder unaufgeräumt sein... :) Bald tanzen T-Shirts, Hosen, Jacken und Handtücher an der Reling im Wind, der seicht durch die Marina weht.

Auch ein Ersatzhandy konnte ich mir endlich besorgen, nach einer halben Stunde Fußweg zum nächsten Einkaufscenter. Mit den Worten »Was ist das preiswerteste Handy, das Sie haben?«, komme ich mit Manua, einem Phone Store-Mitarbeiter, ins Gespräch. Weil im Laden nicht viel los ist und ich Hilfe beim Einrichten des neuen Smartphones brauche, verquatschen wir uns für eine Weile, entdecken, dass wir am selben Tag Geburtstag haben, dass Manuas Schwester ebenfalls Rebecca heißt und diskutieren, welche Orte Guadeloupes man auf jeden Fall mitgenommen haben sollte. Egal, wohin man geht, merke ich schon bald: Die Einwohner der Insel sind immer für ein kleines Pläuschchen zu haben!


Eines von Cedrics Kleinen <3

Nun heißt es aber, sich von unserem Kapitän Christian zu verabschieden. Er wird nach Dominica segeln, um eine Freundin abzuholen und später wieder zu unserer Seglertruppe dazustoßen. Das macht das Tschüss-Sagen nicht ganz so schwer. Trotzdem bedeutet der Auszug, dass unsere gemeinsame Reise vorbei ist. Viele schöne Erinnerungen und Erfahrungen nehme ich von dieser Zeit mit und so fallen unsere Abschiedsworte herzlich und vertraut aus. Cedric, Lola, Joules und Sara kommen ebenfalls vorbei und machen es sich im Cockpit gemütlich. Wieder wird gequatscht, gelacht und Ti Punch ausgeschenkt. Für 12 Uhr war die Abfahrt geplant. Um 13 Uhr macht noch niemand Anstalten, sich aufzuraffen. Schon scherzen wir, einfach sitzen zu bleiben und eben alle nach Dominica mitzukommen.

Kurz nach Zwei stehen wir dann doch alle am Steg und winken der Tarpan hinterher, die schnell hinter den anderen Booten im Hafen verschwindet. »Irgendwie seltsam«, finden Rico und ich, »nicht auf der anderen Seite zu sein.«

Ti Punch ist ein karibischer Cocktail, der von den französischen Antillen (Guadeloupe, Martinique, Saint-Barthélemy und Saint-Martin) stammt. Traditionell wird er mit einheimischen Rum (der aus Zuckerrohrsaft und nicht aus Melasse hergestellt wird), Limetten und Rohrzucker zubereitet. Ein Getränk, um das man in Guadeloupe nicht herumkommt.

Ein plötzlicher Regensturz treibt uns schnell in einen der Unterstände am Rand der Marina. Schnell bricht die Wolkendecke allerdings wieder auf, macht den Blick auf die Sonne frei und bald erinnert nichts mehr daran, dass kurz zuvor noch Hellseherinnen vermutlich den Weltuntergang vorhergesagt hätten. Regnen tut es in der Karibik fast jeden Tag, das kühle Nass ist neben der Hitze dafür sehr erfrischend. Und nach zehn Minuten kann man sich in der Regel bereits wieder am Strand suhlen.


Entspannter Nachmittag am Strand

»Come with me!« Wir ziehen auf die Django, das Boot von Sara. Sie hatte es uns erst heute morgen angeboten, nachdem wir beim Frühstück erwähnt hatten, uns mit dem Zelt vermutlich irgendwo einen Platz am Strand suchen zu wollen. Weit weg können wir nicht, denn für den 1. März ist ein Segeltörn nach Marie-Galante geplant. Dort wollen wir Cedrics 34. Geburtstag feiern. »Dann muss uns aber irgendwer mitnehmen!«, hatten wir bei der Entstehung der Idee schon eingeworfen. Joules hatte gelacht und uns spaßeshalber sein Dinghy angeboten. »Oder Cedrics. Zum Paddeln.« Bei dem funktioniert der Motor seit seinem Überschlag im Wasser in Sao Nicolau nicht mehr.

Jetzt kommen wir also bei Sara unter. Wie die meisten Segler schläft sie nicht etwa in der breiten Kapitänskoje, sondern auf einer der zwei Bänke mittschiffs. Somit gibt es nur einen weiteren Schlafplatz, denn die große Koje ist durch unser Gepäck belegt. Die Django ist etwas kleiner als die Tarpan, es gibt nicht besonders viel Stauraum. Wir lösen das Platzproblem, indem immer einer draußen im Cockpit mit einer Matte schläft. Bis auf die gelegentlichen Regenschauer kommt das sogar deutlich angenehmer, ist es unter Deck doch zuweilen unerträglich heiß und stickig.


Am nächsten Morgen starten wir sogleich eine Yogarunde auf dem Pontoon, die mich ein wenig an meine Zeit in Cascais zurückerinnert. Die Bewegung tut uns allen gut, und die anderen Anleger beobachten uns amüsiert, rufen uns gelegentlich sogar Motivationssprüche zu. Zum Mitmachen können wir sie allerdings nicht bewegen.

Im Anschluss mache ich mich zu Fuß auf den Weg nach Jarry, einen industriellen Stadtteil von Pointe-à- Pitre. Hier, so hatte man es mir in den Handyläden im ShoppingCenter erklärt, soll es einen Phone Repair Shop geben, in dem ich mein Google Pixel eventuell reparieren lassen kann. Weil die Marina etwas außerhalb der Stadt liegt, dauert der Fußweg etwa zwei Stunden.

Ich durchquere das farbenfrohe Stadtzentrum Pointe-à-Pitres mit seinen Kreolläden und Märkten, überquere eine Brücke, die über den Meeresarm führt, der Guadeloupe in zwei Hälften teilt und werde ein kurzes Stück von einem Mopedfahrer bis zu den grauen großen Hallen Jarrys mitgenommen. Hier gebe ich mein Handy ab und drücke die Daumen. Keine zehn Minuten später stehe ich wieder draußen auf der Straße. Uff, jetzt zwei Stunden wieder zurücklaufen?, überlege ich erschöpft. Trotz des vorangeschrittenen Nachmittages brennt die Sonne vom strahlend blauen Himmel herunter. Kurzerhand stelle ich mich hinter einen Kreisverkehr und strecke den Daumen raus. Das habe ich schon länger nicht mehr gemacht.


Ich, zusammen mit Carole und ihrer Tochter

Ich warte nicht lange, da hält Carole an. Sie müsse noch kurz einkaufen gehen, könne mich danach aber gerne im Stadtzentrum absetzen. Von dort aus möchte ich mir einen weiteren Lift zurück zur Marina suchen. Da ich ohnehin keinen Zeitdruck habe, steige ich ein und sogleich beginnt Carole fröhlich zu quasseln – wie sie 2007 von Frankreich hierhergezogen ist, ihren Eltern hinterher, die sich hier zur Ruhe gesetzt haben, von ihrer Arbeit in der Verwaltung, ihrer Tochter, die hier geboren wurde und von den Zuckerstreiks, die gerade die Zuckerproduktion auf den Inseln lahmzulegen drohen. Wir gehen zusammen in den Supermarkt und als wir das Stadtzentrum erreichen, kann sie es sich nicht nehmen lassen, mich ein wenig herumzufahren und mich über die Geschichte Pointe-à-Pitres aufzuklären.

Viele der farbenfrohen alten Kolonialhäuser in der Stadt sind heute verfallen. Die Besitzer können sich die Renovation nicht leisten. Dafür hat sich eine Gruppe aus local people gebildet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Lücken, die durch verfallene Häuser entstanden sind, wieder mit Leben und Kunst zu füllen.

Am Ende der Tour holen wir Caroles Tochter noch von der Schule ab und die beiden setzen mich nach einem kurzen Stopp an einem leider geschlossenen Museum direkt vor den Toren der Marina ab. Auch eine Telefonnummer bekomme ich mit auf den Weg, sollte ich mal »Probleme oder Fragen haben«. Ich winke noch zum Abschied, dann reiht sich das Auto in den Strom der Fahrenden ein und ist bald hinter der nächsten Kurve verschwunden.


Lange hält es mich allerdings nicht in der Marina. Nur zehn Minuten nach meiner Ankunft klingelt mein Telefon und der Mitarbeiter aus dem Phone Repair Shop teilt mir in sehr wackeligem Englisch mit, ich müsse sofort zurückkommen, mein Smartphone gehe wieder. So schnell? Was für eine Freude!

Es gibt nur ein Problem: Ich bin gerade eben erst wieder »Zuhause« angekommen.

Also wieder an die Straße stellen und den Daumen heraushalten. Erwan hält an, ein Mechaniker aus Frankreich, der hier für einige Wochen an einem Krankenhaus arbeitet. Er müsse eigentlich ganz woanders hin, teilt er mir mit, aber er müsse auch noch ein paar Anrufe tätigen und würde daher sogar auf mich warten und später wieder mit zurücknehmen.


»Bonsoir!« Aufgeregt betrete ich das Geschäft. Bald wieder Fotos und wichtige Notizen in den Händen halten! Doch der Shop Assistant nimmt mir schnell den Wind aus den Segeln: »Totally broken. Totally.« Anscheinend müssten mehrere Teile ausgetauscht werden, das sei sehr teuer, die Ersatzteile müssten erst bestellt werden. 650€, die Chance aufs Funktionieren läge 50:50, man gäbe mir keine Garantie und ich müsste sofort zahlen.

Während ich zwischen Marina und Phone Shop hin- und herpendle, haben die anderen viel Spaß beim gemeinsamen Einkaufen

Der fehlerhafte Anruf, so reime ich es mir zusammen, soll die Leute zurück in den Laden bringen. Wer hört, dass das Telefon vermutlich nicht mehr reparabel sei, der kommt nicht zurück und bezahlt die 50€ für die Untersuchung des Handys. Dass ein seriöser Laden dafür keine Gebühr verlangen sollte, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, habe aber das Gefühl, dass etwas nicht stimmen kann. Zu Anfang will ich mich fast noch auf den Deal einlassen, so sehr wünsche ich mir die Daten darauf zurück (die man auch nur mit einer vollständigen, 650€-Reparatur retten könne, wie man mir versichert). Zum Glück habe ich so viel Geld gar nicht dabei und der Laden will vorher auch nicht anfangen. Schließlich kommen mir die Mitarbeiter dann doch spanisch vor und ich klaube rasch über den Tresen, „stehle“ mein kaputtes Handy zurück und verlasse den Shop. Eine Stunde habe ich dort drin bestimmt verbracht. Erwan steht immer noch davor und wartet auf mich.

»So you scammed the Scammers?«, fragt mich Sara später am Abend, als wir beim Abendessen in der Django zusammensitzen. Ich nicke. Sie hält mir die Hand zum Einschlagen hin. »Good job!«


Der 1. März. Wir haben ein Geburtstagskind! Gleich am Morgen überrascht Rico Cedric mit einem eigens für ihn gemalten Bild auf der I.O. Apash. Dafür hat es sich gelohnt, einen Tuschkasten mitzunehmen…

Gegen Mittag starten wir Richtung Marie-Galante. Sara, die auf Regatta-Booten das Segeln gelernt hat, liebt es, mit möglichst starker Krängung – heißt Schieflage – zu fahren. »Bei den Rennen sitzt dann die Crew auf der anderen Seite, die Füße über der Reling«, erzählt sie uns. »Um Gewicht auszugleichen.«

Am späten Nachmittag gehen wir in Rufweite voneinander bei St. Louis vor Anker. Siggie ist mit seiner Aletis noch immer dort und zufälligerweise unser Nachbar. Als die Tarpan am nächsten Tag ebenfalls neben uns ankommt, ist die Atlantik-Flotte damit sogar wieder vollständig vereint.

Zunächst aber gehen wir zum Anstoßen und Kuchen essen an den Strand, werden in der hereinbrechenden Dunkelheit allerdings schnell von Scharen an Mücken vertrieben.

Zur Stärkung gibt es zwischendurch Akras und eine undefinierbare Suppe

Nächster Stopp ist das Katimini, ein Club in der Nähe des Piers, in dem sich allerlei Einheimische tummeln. Eine Karaokestation sorgt für die musikalische Untermalung. Mit einem Glanz an Bewunderung in den Augen beobachten wir eine Frau im grünen Kleid, die mit kräftiger Stimme einen französischen Song schmettert. Wir sind hingerissen. »Die muss das professionell machen!« Tatsächlich finden wir sie später unter dem Namen Jenny L. auf Spotify.

Ungeachtet dieses Talents wagen sich auch Joules und Cedric mit einem Duett auf die Bühne und schließlich lasse ich mich von Joules zu meinem allerersten Karaokeauftritt überreden. Keine zwei Minuten später tanzen und singen wir zu den Klängen von »Lemon Tree« durch den Raum und werden dabei kräftig von den Zuschauern unterstützt. Das Ganze gefällt mir so gut, dass ich später zusammen mit Lola noch »Mamma Mia« performe, vermutlich unglaublich schief, aber drum nicht weniger unterhaltsam.

Erst spät in der Nacht machen wir uns mit den Dinghys auf den Weg zurück zu den Booten – und müssen bei der Kamikaze-Fahrweise der leicht angetrunkenen Fahrer schnell um unsere Trockenheit fürchten.


Am nächsten Abend machen sich Sara, Rico und ich im Dinghy auf den Weg zum Barbecue am Pier, als kurz nach dem Start plötzlich der Motor ausgeht. Durch den ablandigen Wind und die starke Strömung werden wir schnell zwischen den ankernden Booten abgetrieben. Zum Glück haben wir Paddel an Bord und gleich darauf kann man drei schick angezogene Gestalten etwas jämmerlich durch die Wellenberge zurück zur Django paddeln sehen – und das in einer Geschwindigkeit, die selbst Schnecken beleidigt hätte. >>Seid froh!<<, versuche ich, die Stimmung aufzulockern. >>Andere Leute bezahlen für solche Nervenkitzel!<<

Zurück an Bord entdecken wir, dass das Benzin alle gewesen ist. Anfängerfehler. Mit vollem Tank geht es schließlich zum Pier, der aufgrund der Mückenschwärme am Strand zum Partyplatz auserkoren wurde. Durchnässt und verschwitzt erreichen wir die Feier.

Nun, da alle da sind, wird gesungen, werden Kerzen ausgepustet und schließlich barfuß auf dem Pier bis spät in die Nacht getanzt. Drei Franzosen, die sich als Punks bezeichnen (aber ein wenig wie Hippies wirken), haben sich uns ebenfalls angeschlossen und schließlich finde ich mich um zwei Uhr nachts auf dem Bordstein des Piers wieder, mit Marin über Linguistik diskutierend. Besser kann so ein Abend nicht enden. ;)


Am nächsten Morgen werden wir – verschlafen und zerknittert vom gestrigen Abend – vom Ankeralarm geweckt. Im Regen und noch im Schlafzeug setzen wir das Boot um und gehen danach erst einmal wieder schlafen. Erst am Nachmittag treffen wir uns mit den anderen am Strand, spielen Beachtennis, schnorcheln (Seesterne, Riesenmuscheln… Da bleiben keine Wünsche offen) und lassen uns von den drei französischen Punks zeigen, wie man Kokosnüsse öffnet. Am Abend besuchen wir eine traditionelle Drum Session, bei der ich mit dem Trommler Jêrome ins Gespräch komme, der mir einige Rhythmen und die Hintergründe der – zumeist von den verschleppten, afrikanischen Sklaven handelnden – Lieder erklärt.



Die Musik auf Guadeloupe setzt sich aus dem faszinierendem Zusammenspiel von afrikanischen Rhythmen, europäischen Melodien und karibischen Klängen zusammen.
Ein bedeutender Musikstil ist der Gwo ka, der eng mit der kreolischen Kultur verbunden ist. Er wird oft von Trommeln begleitet und hat eine tiefe Verbindung zur Geschichte und Spiritualität der Inselbewohner. Die Texte der Lieder erzählen oft von sozialen, politischen oder spirituellen Themen und werden in einer Mischung aus Französisch und Kreolisch gesungen.
Ein weiterer wichtiger Musikstil auf Guadeloupe ist der Zouk, der in den 1980er Jahren populär wurde. Zouk ist ein rhythmischer und melodischer Stil, der oft von pulsierenden Beats und eingängigen Melodien geprägt ist. Diese Musikrichtung hat Guadeloupe international bekannt gemacht und ist auch heute noch sehr beliebt.
Neben Gwo ka und Zouk gibt es auf Guadeloupe eine Vielzahl anderer musikalischer Stile, darunter traditionelle Folklore, Reggae, Dancehall und Hip-Hop. Die Insel beherbergt dazu zahlreiche Musikfestivals und Veranstaltungen, die die Vielfalt und Lebendigkeit der Musikszene auf Guadeloupe feiern. Musik spielt eine zentrale Rolle im kulturellen Leben der Insel und spiegelt sowohl Geschichte als auch Lifestyle wieder.

In den nächsten Tagen wandern wir zu tollen Schnorchelstränden, knabbern an Zuckerrohr von den reichen Feldern Marie-Galantes, klettern auf den Mast der Django, um einige Falle zu reparieren, stoßen ein weiteres Mal im idyllischen Baleine Rouge an, verabschieden Christian und seine Freundin endgültig nach Dominica, besuchen die bekannten Rum-Distillerien La Bielle und Habitacion Bellevue, führen einen Frühjahrsputz auf der Django durch, der das Boot so glänzen lässt, dass selbst Sara überrascht ist und treffen uns das ein oder andere Mal auf ein Gläschen Ti Punch auf einem der Boote, um über Gott und die Welt zu reden.



Loulouz Beach

Rico und ich finden schnell im Loulouz Beach einen Ort mit gutem Wlan und richten uns dort eine Art Coworking Space ein. Mindestens einmal am Tag kann man uns dort, ein Glas eisgekühlten Guavensaft auf dem Tisch, an unseren Laptops arbeitend antreffen. Dort lernen wir auch Sabine kennen, eine eingewanderte Französin, die sich hier regelmäßig mit ihren Freunden zum Quatschen und Essen trifft. »Meine Kinder reisen auch«, erzählt sie uns, »und selbst nach all den Jahren mache ich mir noch ständig Sorgen um sie.« Gleich darauf halten wir eine weitere Telefonnummer in der Hand, »falls wir mal etwas brauchen«. Für ihre Kinder würde sie sich solche Begegnungen auch wünschen.

Sabine und ihre Freunde

Mit einem Kontakt für den Notfall in der Tasche und vielen guten Ratschlägen stehen wir kurze Zeit später auf einem Platz in St. Louis und beobachten fasziniert einen Umzug aus – zumeist rot gekleideten – Tänzerinnen und Trommlern. Man zelebriere auf diese Weise die Halbzeit der Fastenzeit, erklärt man uns. Schnell tuen wir uns an einem der Stände gütlich, wählen blind etwas von dem französisch-kreolischen Angebot aus und erhalten ein seltsames Pita-Brot Sandwich, probieren einen Rum-Guaven-Drink und beobachten die Prozession. Diese lokalen Feste, irgendwo, wo du sie nicht erwartetet hattest, in die man immer wieder hineinstolpert – sie sind es, die das Reisen interessant machen, irgendwie unvorhersehbar. Und sie lassen uns eintauchen in das farbenfrohe Leben dieser kleinen Inselgemeinschaft mitten im Karibischen Meer.



»Vous devez sortir d'ici!«, schnarrt eine Stimme direkt neben meinem Ohr. Ich schrecke hoch. Neben der Django fährt ein Motorboot Kreise. Ein paar Männer der Hafenbehörde sitzen darin und rufen etwas herüber. Ich verstehe sie nicht, aber zum Glück kommt gleich darauf Sara, die ebenfalls wach geworden ist, nach oben gehechtet. Sie wechselt ein paar Worte mit den Männern, die kurz darauf abdrehen und zum nächsten Boot fahren. Sara fängt an, hektisch ein paar Sachen zusammenzusuchen und nach drinnen zu werfen. »Wir müssen losfahren!«, erklärt sie uns, gestresst die Haare raufend. »Draußen wartet ein Tanker, der heute anlegen soll. Wir ankern in der Einfahrtsschneise.« Es ist Freitag, 6 Uhr morgens. Wir sollen so schnell wie möglich den Weg frei machen. »Na das hätten sie uns auch gestern schon sagen können«, bemerkt Rico, der von dem Trubel ebenfalls wach geworden ist.

Da wir ohnehin gegen 8 Uhr ablegen wollten, verzichten wir darauf, uns einen neuen Ankerplatz zu suchen, und nehmen sogleich Kurs auf Guadeloupe. Als wir an I.O. Apash vorbeifahren, klettert gerade ein verschlafener Cedric aus der Kajüte und schaut uns überrascht hinterher.

Dieses Mal halten wir uns weiter westlich, fahren an Les Saintes vorbei, einer weiteren, zu Guadeloupe gehörenden Inselgruppe, und erreichen gegen Abend den Plage de Petite Anse südlich von Bouillante auf Basse-Terre. Nicht lange, dann leisten uns auch I.O. Apash und Rire et Vivre wieder Gesellschaft.

Guadeloupe ist eine bezaubernde Insel bzw Inselgruppe in der Karibik, die politisch zu Frankreich gehört. Die Region besteht aus mehreren Hauptinseln, darunter Basse-Terre und Grande-Terre, sowie mehreren kleineren Inseln wie Marie-Galante, Les Saintes und La Desirade. Die Landschaften von Guadeloupe sind vielfältig und reichen von tropischen Regenwäldern in Basse-Terre über atemberaubende Küstenlinien und Stränden in Grande-Terre bis hin zu Vulkanen wie dem berühmten La Soufrière. Während die Küche köstliche Gerichte wie Akras (frittierte Fischbällchen) und Colombo (ein würziges Currygericht) bietet, ist Guadeloupe auch reich an kulturellem Erbe, das sich in historischen Stätten wie Fort Delgrès und Plantagenhäusern widerspiegelt. Die lokale Kunstszene ist lebendig, mit vielen talentierten Künstlern, Handwerkern und Kunsthandwerkern, die ihre Werke auf Märkten und in Galerien präsentieren.


Weil wir zunehmend das Gefühl haben, dass die Segler wieder unter sich sein wollen, haben Rico und ich schon vorher entschieden, Django hier zu verlassen – und damit endgültig die Atlantik-Truppe hinter uns zu lassen.

Ein überfülltes Dinghy

So heißt es am nächsten Morgen, dem 9.3.2024, Sachen zu packen, tschüß sagen zu gehen (eine Stunde auf Rire et Vivre, eine Stunde auf I.O. Apash, wie sollte es auch anders sein) und unser Gepäck über die Reling ins Dinghy zu laden. Letzteres stellt sich als äußerst wackelige und nasse Angelegenheit heraus, sind die Dinghys doch nicht gerade für ihre Stabilität bekannt. Trotzdem finden darin unsere beiden Rucksäcke, Zelt, Ukulele und wir selbst Platz und paddeln schließlich unter den überraschten Augen der Badegäste zum Strand. In Unterwäsche bringe ich das Dinghy zurück zur Django, winke noch einmal unseren lieben Freunden zu – irgendwo, irgendwann wird man sich mal wiedersehen, das haben wir uns versprochen – und schwimme zurück zum Strand, an dem Rico bereits wartet. Wir schultern unsere Rucksäcke, schauen uns an.

»Und jetzt?«

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